Paritätischer Armutsbericht 2024 veröffentlicht

26.03.2024

Armutsquote in Sachsen-Anhalt unverändert hoch

Die Armut ist in Deutschland weiterhin auf sehr hohem Niveau: 14,2 Millionen Menschen werden im Jahr 2022 zu den Einkommensarmen gerechnet – 100.000 mehr als im Vorjahr und fast eine Million mehr als vor Pandemie, Preis- und Energiekrise. Diese Zahlen offenbart der Armutsbericht 2024, den der Paritätische Wohlfahrtsverband am 26. März 2024 in der Bundespressekonferenz vorgestellt hat. Der Bericht basiert auf Erhebungen und Berechnungen des Statistischen Bundesamtes.

Sachsen-Anhalt gehört mit 19,2 Prozent erneut zu den Bundesländern mit der höchsten Armutsquote. „Weiterhin ist jede fünfte Person von Armut betroffen. Unter unserem Dach gibt es eine große Zahl von Projekten und Vereinen, die mit Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehenden, Alleinlebenden, Rentnerinnen und Rentnern arbeiten und damit Armut hautnah spüren - das macht betroffen.”, so Antje Ludwig, Geschäftsführerin des Paritätischen Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt hat im Ländervergleich eine der höchsten Armutsquoten

In Sachsen-Anhalt ist die Armutsquote im Vergleich zum letzten Jahr unverändert hoch geblieben (jeweils 19,2 Prozent). Der Blick in die Regionen zeigt, dass innerhalb der einzelnen Flächenländer die Armutsbetroffenheit regional sehr spreizen kann, was insbesondere in Sachsen-Anhalt der Fall ist: besonders hohe Quoten sind in der Altmark mit 21,1 Prozent und in der Stadt Halle mit 21,9 Prozent zu finden.

Der Paritätische Sachsen-Anhalt: „Das Land muss seine Anstrengungen zur Armutsbekämpfung verstärken.“

Aus Sicht des Paritätischen muss eine wirkungsvolle Armutspolitik vor allem auf Bundesebene gemacht werden. Insbesondere gibt es in Sachsen-Anhalt konkreten Handlungsbedarf: qualitative Verbesserung der Kindertagesbetreuung z.B. durch die Anpassung des Betreuungsschlüssels, Verbesserung des Bildungssystems durch die langfristige Finanzierungsabsicherung der Schulsozialarbeit, Entlastung der Pflegebedürftigen durch Übernahme der Investitionskosten der stationären Pflegeeinrichtungen.

Nur eine direkte Verbesserung der Teilhabechancen der Armen ist eine tatsächlich wirksame Armutspolitik. Angesichts der aktuellen Zahlen dieses Armutsberichtes heben wir auch nochmals hervor, dass aktuelle Diskussionen über die Reduzierung der Leistungen nicht helfen, sondern zu einer Entsolidarisierung der Gesellschaft führen“, so Antje Ludwig.

Weitere Erkenntnisse aus dem Armutsbericht:

  • Alleinerziehende und Haushalte mit drei und mehr Kindern hatten 2022 die höchste Armutsbetroffenheit.
  • Auch Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sowie internationalem Familienhintergrund sind überproportional betroffen.
  • Frauen wiesen 2022 mit 17,8 Prozent eine deutlich höhere Armutsquote auf als Männer mit 15,8 Prozent. Besonders gravierend ist die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern bei älteren Personen ab 65 Jahren.
  • Kinderarmut besteht auf erschreckend hohem Niveau: Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf.
  • Mehr als ein Viertel der 14,2 Millionen einkommensarmen Menschen in Deutschland ist erwerbstätig, ein weiteres knappes Viertel ist in Rente und mehr als ein Fünftel sind Kinder. Nur knapp fünf Prozent sind erwerbslos.

Die Armutsquoten im Paritätischen Armutsbericht beruhen auf dem sogenannten Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Bei dieser kleinen Volkszählung wird nach einer Zufallsstichprobe jährlich etwa ein Prozent aller Haushalte in Deutschland befragt. Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland zum Leben hat, gilt demnach als armutsgefährdet bzw. einkommensarm.

Zum Armutsbericht 2024 (für das Jahr 2022)